Donnerstag, 20. August 2009

Zucht, Sucht - oder was?

Hobby mit Suchtpotential
Unter Aquarianern ist das sog. Aquaristik-Virus ja schon lange bekannt. Gemeint ist wohl das hohe Suchtpotential, das dieses Hobby mit sich bringt. Der durchschnittliche Aquarianer hat immer mindestens ein Becken zu wenig und eine oft endlose Wunschliste mit Tieren, die er gerne einmal pflegen - vielleicht auch vermehren - möchte, mit Ideen für Beckeneinrichtungen, die er gerne umsetzen möchte, Projekte zum Ausprobieren, Bastelanleitungen und so weiter.
Ich bin nun im 20. Jahr meiner "Infektion" und was scheinbar harmlos mit gerade mal zwei Fischen begann hat derzeit die Ausmaße von 16 Aquarien von circa 25 bis 375 Litern Volumen - und natürlich sind das noch zu wenige für all meine Vorhaben... ;-)

Die Krönung: Die Zucht
Ein Anspruch, den fast jeder Aquarianer irgendwann einmal hat, ist die Vermehrung seiner Tiere. Meist geht es dabei nicht um Masse, sondern um das Erlebnis, die Tiere bei Balz, Paarung, Ablaichen und evtl. Brutpflege zu beobachten, etwas über ihr umfangreiches Verhaltensrepertoire zu erfahren und einige Jungfische aufwachsen zu sehen. Vielen Hobbyisten genügt es, ausreichend Nachzuchten groß zu ziehen, um den eigenen Bestand zu erhalten und gelegentlich ein paar Tiere an befreundete Aquarianer weiter zu geben.


Aber auch die Zucht kann zur Sucht werden :-D Hier möchte ich aufzeigen, wie ich verschiedene meiner Fische erfolgreich vermehre. Dabei handelt es sich um verschiedenen Killis, Bärblinge, Panzerwelse und Blauaugen - also Fische, die keine Brutpflege betreiben.
Das Prinzip ist das gleiche: Man bringt die Zuchttiere durch optimale Haltung und Ernährung in einen guten Allgemeinzustand - und damit meine ich nicht, dass man so nur verfährt, wenn man züchten möchte! Man sollte seine Tiere stets so gut als möglich halten und versorgen! Vielleicht ist es dem einen oder der anderen schon mal aufgefallen: In vielen Bücher werden für die Haltung und für die Zucht stark voneinander abweichende Wasserwerte empfohlen. Das mag bei einigen Arten bedingt Sinn machen, aber prinzipiell sollte man sich an den Empfehlungen zur Zucht orientieren. Denn das sind häufig die Bedingungen, die diese Tiere in der Natur vorfinden.
Aber weiter zum Thema Zucht... Ich biete den Tieren einen Ablageplatz für ihren Laich an. Dieser unterscheidet sich je nach Fischart. Von einigen Möglichkeiten, die bei mir erfolgreich sind, habe ich an anderer Stelle schon berichtet.

Nun sammle ich die Eier ab und überführe sie in eine kleine Dose mit Wasser aus dem Hälterungsbecken, dem ich etwas Erlenzapfen-Sud beisetze. Dieser verhindert Laichverpilzung oder dämmt sie zumindest entschieden ein. Wird z. B. in Moos gelaicht, schüttele ich es in einer Schale mit Wasser aus und pipettiere die Eier heraus. Um einen Großteil der Eier vor Übergriffen zu schützen, benutze ich die Laichschalen, die ich in einem anderen Beitrag beschrieben habe. Die Dosen stelle ich bei Zimmertemperatur an einen ruhigen Ort. Bei geringer Raumtemperatur finden sie einen Platz auf den Glasstegen großer Becken; so werden sie indirekt temperiert.

Moos wird gerne als Ablaichsubstrat genutzt.

Dann heißt es abwarten. Je nach Art schlüpfen die Larven innerhalb einiger Tage bis hin zu über einer Woche. Einige Killi-Fische legen Eier, die in einem sog. Torfansatz aufbewahrt und erst nach Monaten mit Wasser aufgegossen werden - diese bleiben hier unberücksichtigt.
Die ersten Tage ernähren sich die Larven von ihrem Dottersack. Genaue Angaben sollte man sich bei Interesse zu der jeweiligen Art einholen, da diese ebenfalls verschieden sind - und wie ich meine, hängt die Entwicklung sowohl der Eier als auch der Larven außerdem auch von der Temperatur ab.
Spätestens wenn die Larven geschlüpft sind, setze ich sie in eine frisch bereitete Dose um. Der hohe Keimdruck, der durch die Eireste entsteht, kann zum Verlust aller Jungtiere führen. Besonders bei hohen Temperaturen ist die Gefahr groß. Die Larven liegen am Boden der Dose oder hängen an deren Wänden.


Wenn der Dottersack aufgebraucht ist, benötigen die nun größtenteils frei schwimmenden Jungfische Futter. Da in einer so kleinen Menge Wasser das Millieu durch Fütterung schnell lebensfeindlich werden würde (auch hier spielen wohl Keime und Bakterien eine Rolle), gebe ich lediglich einen Büschel Moos aus einem eingefahrenen Becken in die Dose. Hier finden die Jungfische ausreichend Kleinstnahrung, um in der ersten Zeit versorgt zu sein.
Erst wenn alle Jungfische ständig frei schwimmen und in der Lage sind, sich bei Gefahr zügig in Sicherheit zu bringen, setze ich die Tiere in kleine Aquarien um. Ich greife dazu auf meine Garnelenbecken zurück. Sie sind größtenteil mit HMF ausgestatten, laufen bereits seit längeren Zeit und verfügen über ein gutes biologisches Gleichgewicht.
Hier kann gefahrenlos gefüttert werden und die kleinen Fischchen wachsen zügig heran. Als Erstfutter nehme ich flüssiges Jungfischfutter, das im Fachhandel erhältlich ist, fein zerriebenes Flockenfutter, kleinstes ausgesiebtes Tümpelfutter und natürlich auch Artemia-Nauplien. Mit zunehmender Größe der Fische kann größeres Futter gereicht werden. Eine Faustregel besagt, dass die Jungfische Futterpartikel in der Größe ihrer Augen bewältigen können. Gut genährte Jungfische haben einen gut sichtbar dicken Bauch.
Wenn die Fische eine gewisse Größe erreicht haben und "futterfest", also auch an Flockenfutter gewöhnt sind, setze ich sie in das jeweilige Haltungsbecken um bzw. geben sie ab.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen