Sonntag, 3. Januar 2010

Bodengrund - Sand oder Kies?

Mit Ausnahme von Quarantänebecken oder reinen Laich- oder Aufzuchtbehälter wird gewöhnlich jedes Aquarium mit einem Bodensubstrat ausgestattet. Bei der Wahl des für seine Zwecke geeignete Materials sollte sich der Aquarianer einige Gedanken vorab machen. Der Bodengrund hat nicht nur optischen Ansprüchen zu genügen, er übernimmt im biologischen Gleichgewicht unseres Miniatur-Biotopes auch einige wichtige Aufgaben. So läuft ein nicht unwesentlich Teil der Abbauprozesse von Schadstoffen im Bodensubstrat ab. Bei filterlosen Aquarien übernimmt der Bodengrund sogar den überwiegenden Teil dieser Aufgabe. Den Pflanzen bietet er Halt und versorgt Wurzelzehrer mit Nährstoffen. Ein weiterer Punkt, der leider jahrelang unbeachtet wurde - und teilweise noch heute wird - ist die Tatsache, dass auch Tiere diverse Ansprüche an den Bodengrund stellen.
So kann grober oder gar scharfkantiger Kies zu Verletzungen der Barteln bei Panzerwelsen führen. Das ist wohl auch der Grund für ein Umdenken bei der Frage, welchem Substrat man den Vorzug geben sollte. Verletzungen sieht man recht schnell - Überlegungen über artgerechte Verhaltensweisen kamen bei vielen Aquarianer sehr viel später. Wer schon einmal einen Trupp Panzerwelse bei der Nahrungssuche und dem damit verbundenem Wühlen im Sand beobachtet hat, weiß wovon ich rede. Auch viele andere Fischarten, einige Barsche beispielsweise, lutschen das Bodensubstrat ab - nehmen es also ins Maul und spucken es wieder aus. Je nach Größe des Fisches ist das natürlich auch mit Kies möglich...
Dann gibt es noch die Aquarienbewohner, die ihr Leben größtenteils im Bodengrund verbringen - allen bekannt ist wohl die Turmdeckelschnecke. In einem feinen Bodensubstrat lässt es sich zweifelsohne besser fortbewegen. Auch von einem nicht unerheblichen Abrieb am Haus der Schnecke durch zu groben Kies habe ich schon gelesen. Da ich Turmdeckelschnecken ohnehin nur in Becken mit Sandboden pflege fehlen mit dazu jedoch eigene Beobachtungen.
Ein weiterer Vorteil an feinem Bodensubstrat ist, dass Futterstücke nicht darin verschwinden. Nicht alle Tiere sind in der Lage, das Futter aus dem Substrat wieder hervor zu holen, was wiederum zur unnötigen zusätzlichen Belastung des Aquarienwassers führt.
Bei Sand bleibt das Futter stets in Reichweite der Beckenbewohner. Ein häufig genannter Nachteil von Sand ist eine Fäulnisbildung im Substrat in Folge einer verminderten Wasserzirkulation. Obwohl ich schon seit vielen Jahren den überwiegenden Teil meiner Becken mit Sandboden betreibe, konnte ich derlei Vorkommnisse nicht beobachten. Das könnte auf einen guten Pflanzenwuchs und den Besatz mit Turmdeckelschnecken zurück zu führen sein.
In einem Test kam ich zu dem Ergebnis, dass die meisten der eingesetzten Pflanzen in Sandboden eine viel bessere Ausbildung der Wurzeln zeigen und sich besonders jene Arten, die sich über Ausläufer vermehren, eine bessere Vermehrung verbuchen konnten. Der Versuch lief in einem Becken, dass teilweise mit Sand, teilweise mit Kies (Körnung ca. 0,6 cm) ausgestattet war. Alle anderen Parameter waren demnach gleich, abgesehen von Strömung und Lichteinfall je nach Standort der Pflanze. Diese minimalen Abweichungen haben mein Fazit nicht beeinflusst.
Letztendlich gehen die Meinungen in der Kies-Sand-Frage auseinander und sicher gibt es auch keine generell gültige Aussage, welches Substrat vorzuziehen ist. Nicht zuletzt hängt die Antwort maßgebend davon ab, zu welchem Zweck das einzurichtende Aquarium genutzt werden soll. Aber für mich ist es kaum noch eine Frage - ich bevorzuge in den überwiegenden Fällen Sand.
Aquariensand gibt es in vielen Farben im Zoofachhandel. Ich verwende allerdings Quarzsand bzw. Granitsand aus dem Baustoffhandel, der m. E. nicht minder geeignet sondern lediglich günstiger ist... ;-)

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