Samstag, 12. Februar 2011

Der Marmorkrebs




Ein hübscher Vertreter der Flusskrebse ist der Marmorkrebs. Er ist noch nicht wissenschaftlich beschrieben, wird aber derzeit zur Gattung Procambarus gezählt. Eine nahe Verwandtschaft zu Procambarus fallax wurde vermutet, ob sich diese bestätig hat, entzieht sich meiner derzeitigen Kenntnis.(Wissenschftliche Beschreibung ist erfolgt - siehe unten) Zur Berühmtheit hat das Tier es durch die Umstände gebracht, dass zum ersten bislang nur weibliche Exemplare gefunden wurden (was einer wissenschaftlichen Beschreibung nicht gerade förderlich ist) und zum zweiten durch seine Art der Vermehrung. Es gilt inzwischen als sicher, dass sich der Marmorkrebs durch Parthenogenese (Jungfernzeugung) vermehrt.

Da liegt im Prinzip, gepaart mit seiner Anpassungsfähigkeit, auch schon die Problematik. Der Marmorkrebs, der ursprünglich vermutlich aus Nordamerika kommt, soll, laut einigen Aussagen von Haltern, auch in unseren Breiten den Winter überstehen. In die Natur gelangte Tiere könnten sich also zu einer Gafahr für die heimische Fauna und Flora entwickeln. Letztes Jahr sind Berichte veröffentlicht worden, dass sich in Madagaskar eingeschleppte Marmorkrebse derart vermehrt haben, dass sie die Reisernte bedrohten.
Ferner können amerikanische Krebse Träger der Krebspest sein. Ohne selber daran zu erkranken, verbreiten sie die Krankheit und können so ganze Bestände nicht-amerikanischer Krebse auslöschen. Diese Problematik ist auch in Europa leider nicht unbekannt, nachdem amerikanische Krebse in heimische Gewässer gelangten.


Für den Aquarianer gilt es daher natürlich einiges bei der Haltung von Marmorkrebsen zu beachten:
1. Nie darf auch nur ein Tier in die Umwelt gelangen

Wird etwa das bei einem Wasserwechsel anfallende Wasser zur Wässerung von Gartenpflanzen verwendet, könnte einem Jungkrebs schon der Weg in die Natur gebahnt sein. Die Tiere können auch längere Strecken außerhalb von Gewässern zurücklegen und so ein geeignetes Refugium finden. Man sollte also das abgesaugte Wasser am besten durch ein feines Netz sieben, bevor man es in irgend einer Weise entsorgt.

2. Auch bei der Haltung von Krebsen verschiedenen Herkunft ist das Thema Krebspest zu beachten

Natürlich funktioniert die Übertragung nicht nur in der Natur, sondern auch von einem auf das andere Aquarium. Hält man also neben Marmorkrebsen (und/oder anderen amerikanischen Krebsen) Krebse anderer Herkunft, ist auf eine besondere Hygiene zu achten. Am besten, man verwendet für die Becken der Amerikaner gesondertes Zubehör wie Netzt, Mulmglocke etc.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die nicht zu unterschätzende Vermehrungsrate. Pro Marmorkrebs kann man nach einer Tragezeit von 3 bis 6 Wochen mit bis zu 120 Jungtiere rechnen. Dieser Zyklus wiederholt sich ganzjährig und man hat von geschlechtsreifen Tieren (etwa ab dem 4. Lebensmonat) alle 8 Wochen Nachwuchs zu erwarten!


Nichtsdestotrotz ist der Marmorkrebs m. E. für eine Aquarienhaltung sehr geeignet, es gibt eben nur einiges zu beachten.
Der Krebs, der eine Größe von 8 bis 15 cm erreicht, kann sowohl in unbeheizten wie in beheizten Becken gehalten werden. Da er sehr abpassungsfähig ist, spielen die Wasserparameter keine besonders wichtige Rolle. Sofern man keine extremen Wasserwerte hat, wird man den Krebs gut pflegen können.
Der Platzbedarf ist prinzipiell nicht sehr hoch, man sollte jedoch die starke Vermehrung bedenken und wählt daher lieber gleich ein Becken von mindestens einem Meter Kantenlänge. Wie bei allen Krebsen spielt dabei die Höhe des Beckens bzw. des Wasserstandes eine untergeordnete Rolle - die Bodenfläche ist wichtig. Einzeltiere kann man auch gut in Becken ab 60 cm Kantenlänge halten, aber wie wir ja wissen, bleibt es nicht bei einem Vertreter, wenn man nicht ständig alle Jungkrebse abfischt.


Der Marmorkrebs ist ein Allesfresser, der alle gängigen Futtersorten, Laub, Gemüse und vieles mehr annimmt. Nicht unerwähnt soll sein großer Appetit auf pflanzliche Kost sein, die auch vor Aquarienpflanzen keinen Halt macht. Häufig konnte ich auch beobachten, dass die Pflanzen regelrecht abgemäht wurden und dann an der Wasseroberfläche trieben. Also auch ein satter Krebs beschäftigt sich anscheinend gerne mit der Bepflanzung. Einige meiner Kebse hegten lange kein Interesse an der Bepflanzung, was sich aber aus einem mir nicht bewussten Grund irgendwann änderte. Ab diesem Zeitpunkt schwand die bis dahin schöne Bepflanzung zunehmend, bis davon nicht ein Fizzelchen Grün - sieht man von den Schwimmpflanzen einmal ab - über war. Auch ansonsten gestaltet »Edward mit den Scherenhänden« sein Becken gerne nach seinen Vorstellungen. So wird gebuddelt, geschoben und umgeräumt. Auf sichere Aufbauten sollte man also ein besonderes Augenmerk werfen.
Zur Vergesellschaftung ist der Marmorkrebs bedingt geeignet. Er ist kein aktiver Jäger und für die meisten Fische daher keine Gefahr. Bodenlebende Arten könnten allerdings sein Interesse wecken. Um die Beseitigung kranker und toter Tiere aller Art »kümmern« sich Marmorkrebe natürlich in gewohnter Krebsmanier.

Die Einrichtung sollte so gewählt werden, dass ausreichend Versteckmöglichkeiten vorhanden sind. Steinaufbauten (gesichert!), Höhlen, Wurzeln, Unterstände aus Tontöpfen oder Kokosschalen und eine ordentliche Schicht Laub am Boden sorgen für Unterschlupf für große und kleine Krebse. Da Krebse das Becken verlassen können, ist auf eine schließende Abdeckung zu achten. Wer nicht auf Grünzeug im Becken verzichten möchte, kann auf Schwimmpflanzen zurückgreifen. Einige Marmorkrebse verschonen auch Anubias - aber eben nicht alle.


Wer der starken Vermehrung entgegenhalten will, kann den Marmorkrebs mit großen Fische vergesellschaften, die den Krebsnachwuch dezimieren. Bei mir hat eine Haltung der Krebse in einem Becken mit Malawibuntbarschen gut funktioniert. Für die großen Fische stellten die Krebse keine Gefahr dar, der aufkommende Nachwuchs sowohl der Fische als auch der Krebse hielt sich in Grenzen, sodass sich irgendwann so etwas wie ein Gleichgewicht eingependelt hatte. Inklusive Lebendfutter für alle Tiere...


Die wissenschaftliche Beschreibung
Peer Martin, Nathan J. Dorn, Tadashi Kawai, Craig van der Heiden und Gerhard Scholtz haben den Marmorkrebs anhand seiner DNS als Procambarus fallax f. virginalis beschrieben.  

http://dpc.uba.uva.nl/cgi/t/text/get-pdf?c=ctz;idno=7903a03 

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